pure Kontraste – oder die Farben der Kommunikation
Feuer frei: Wo immer wir uns befinden, erreichen uns wenige gewollte und unzählige ungewollte Mitteilungen. Per SMS, per Mail oder als Ad Blocker, während wir im Netz gezielt nach Informationen suchen. Die kreativen Insider haben diesem modernen Konzept einen wohlklingenden Namen gegeben und proklamieren es euphemistisch als 360° Strategie. ´Rund um die Uhr auf allen Kanälen bombardieren´ ist der Kern dieser Strategie. Womit? Darüber denken wir später nach. Das nervt. Und was nervt schafft Unmut und Ablehnung. Auf jeden Fall fördert es nicht den Wunsch nach mehr, nach intensiver Auseinandersetzung und dem Beginn einer innigen Beziehung mit Happy End. Worüber reden wir eigentlich? Über Kommunikation oder über Werbung? Kommunikation ist keine Werbung, aber „gute“ Werbung kann ein wichtiger Teil eines wirksamen, zielorientierten Kommunikationskonzeptes sein. Kaum einer hat damals geahnt, wie sehr die digitale Revolution Kommunikation verändern würde. Heute können wir in Echtzeit mit Bildern, Last Minute Angeboten, Versprechungen, Informationen und anderen Überflüssigkeiten Menschen behelligen. Dabei ist der wichtigste Wesenszug von Kommunikation unberührt geblieben: Sie bietet sich an, bittet um Aufmerksamkeit und verführt zur Teilnahme. Eine gute Beziehung fängt mit Wohlgefallen, gegenseitigem Erkennen und ehrlichem Interesse an. Dann folgt das Angebot. Wie soll ich Produkte oder Marken lieben, die sich penetrant anbiedern, ohne wirklich zu wissen, wer ich bin und was ich will?
Wir leben im Zeitalter von Kontrasten: Während wir auf der einen Seite in Scharen ins Netz schwärmen, um unsere Sehnsüchte, Wünsche und Träume zu veröffentlichen, hoffen wir auf der anderen auf eine persönliche Antwort. Nur für mich, ganz privat. Je stärker das Bewusstsein ist, nur ein kleiner Teil vom virtuellen Ganzen zu sein, um so größer ist das Bedürfnis, gesehen und verstanden zu werden. Gute Kommunikation schafft durch treffende werbliche Elemente eine Brücke vom „Ich“ zum Produkt. Und bietet damit dem Verbraucher Orientierung an, ehrliche Hinweise für eine sichere Entscheidung. Dies kann überall stattfinden. In Netzwerken, in Print- und Onlinemedien und am Point of Sale. (Die Marken Dove/Spiegel-Kampagne und Opel/Zeit Umzudenken setzen dies aktuell um.)
Und genau an dieser Stelle lassen wir die Werbung Platz nehmen im Hörsaal der schönen Künste und lernen von ihnen die Virtuosität der Auseinandersetzung. Ein Kunstwerk ist ein Angebot, eine Einladung. Es ist eine Aufforderung an den Betrachter stehenzubleiben, zu sehen und gedanklich mit zu gehen. Aus einem stummen Angebot kann eine emotionale, sehr persönliche Auseinandersetzung wachsen. Im westfälischen Steinfurt, einem kleinen Ort in der Nähe von Münster, fordert die Künstlerin Gerda Falke die Besucher ihrer aktuellen Ausstellung genau hierzu auf. (Näheres zur Ausstellung und Künstlerin unter www.gerdafalke.de)
Unter dem Titel „pure Kontraste“ – und unterstützt von der Galeristin und Hamburger Kulturbeauftragten Mesaoo Wrede – wünscht sich die Malerin einen Disput. Ihre Bilder nehmen Realistisches zum Anlass, lassen aber gleichzeitig dem Betrachter sehr viel Spielraum zum eigenen Sehen und Wahrnehmen. Gefragt sind die eigenen Sinne. Und genau hier wird es persönlich, interessant und für den Einzelnen relevant. Auch Kunst wendet sich an ein breites Publikum, sucht Bestätigung und vielleicht sogar einen Markt. Aber sie gibt keine falsche Wirklichkeit für die echte aus. Sie fügt der Wirklichkeit etwas hinzu. Dieses Etwas kann abgeschaut, erfunden oder weiter gedacht sein. Formen und Farben werden mithilfe einer bestimmten Technik und dem Gefühl des Künstlers zu einem eigenständigen Werk. Vielleicht enthüllt dieses ganz plakativ die gedanklichen und emotionalen Inspirationen des Künstlers, vielleicht bleiben diese jedoch auch im Verborgenen, wie bei dem Bild „Angekommen II“ von Gerda Falke. Eingearbeitete Textelemente können dem Betrachter den Weg weisen, vorausgesetzt er will das. Ansonsten führen Farben und Maltechnik einen eigenen ausdrucksstarken Dialog. In diesen kann der Betrachter jederzeit einsteigen, mitreden, weiter denken oder einfach still genießen. So direkt und effektiv kann Werbung sein! Auch heute, in vielen Netzwerken auf allen Kanälen.